Ahnenforschung

Bei einem Familientreffen kam ich mit einem Ahnenforscher ins Gespräch über den von ihm mit MacStammbaum ausgedruckten Nachfahrenfächer und die Ahnentafel meiner Frau, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.

Durch den Ahnen-Paß meiner Urgroßmutter wusste ich, dass meine Vorfahren väterlicherseits aus Hof (heute Dvorce) und Deutsch Lodenitz (Horní Loděnice) stammen. Ich habe dann angefangen, ein wenig zu recherchieren und musste feststellen, dass in meinem Fall in den Chroniken der Orte nichts über meine Familien zu finden war.

Durch Zufall kam ich mit dem Ahnenforscher Jürgen Heidrich in Kontakt, der mir bei meinen ersten Schritten in der Ahnenforschung und beim Entziffern der Sütterlinschrift behilflich war, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Außerdem bin ich Rudolf Polzer vom Heimatkreis Bärn e.V. sehr dankbar, dass er mir die Forschungsergebnisse Ahnenforschung Baern Nordmähren (OLOMOUC) von Leo Titz zur Verfügung gestellt hat. Leo Titz hat in jahrzehntelanger Arbeit die Matrikel des Kreises Bärn und der angrenzenden Orte erfasst. Da meine Vorfahren aus dem Kreis Bärn stammen, musste ich nicht mühsam die einzelnen Matrikel durchsuchen, sondern konnte „bequem“ in den LibreOffice Calc-Dateien suchen, was meine Forschungen deutlich beschleunigte.

Trotzdem war für das Auffinden des Hochzeitsdatums von Tobias Tatzel und Rosina Heinz im Jahr 1688 ein nicht unerheblicher Zeitaufwand notwendig. Da sich der Heiratseintrag auf der 7. Seite des ältesten Kirchenbuch befindet, bezeichne ich Tobias Tatzel als meinen Spitzenahnen (der jeweils älteste Vorfahre, zu dem Daten für die Eltern fehlen). Bei der hessischen Familienseite fehlen mir noch ein paar Details, da die evangelischen Kirchenbücher nicht so viele Informationen enthalten und die Informationen nicht tabellarisch, sondern im Fließtext und häufig schlecht leserlich eingetragen wurden. Meinen Stammbaum väterlicherseits habe ich beim Verein für Computergenealogie (CompGen) e. V. veröffentlicht, damit vielleicht auch andere Ahnenforscher davon profitieren können.

tl;dr

Die sehr hilfreichen Tipps von Herrn Heidrich und einige eigene Erfahrungen möchte ich hier noch erwähnen, in der Hoffnung, dass sie anderen Familienforschern weiterhelfen.

Wissenswertes

  • Evangelische und katholischen Kirchenbücher (Matrikel) liegen häufig digitalisiert vor, teilweise sogar durchsuchbar wie Telefonbücher, ein Besuch im Kirchenarchiv ist somit nicht unbedingt notwendig. Ein guter Start sind die beiden Online-Bibliotheken von FamilySearch und Ancestry. Allerdings nicht auf die Daten aus einem Stammbaum verlassen, unbedingt die Quellen prüfen.
  • Für meine Suche in Nordmähren war das Landesarchiv in Opava sehr hilfreich. Auch konnte ich ein paar Daten im Onlineprojekt Gefallenendenkmäler finden.
  • Die Matrikel sind nach Geburts-, Heirats- und Sterberegistern sortiert und reichen meist bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zurück.
  • Indizes von Geburts-, Heirats- und Sterberegistern beschleunigen die Suche ungemein, leider sind diese nur teilweise erhalten geblieben.
  • Standesämter in Deutschland gibt es seit 1. Januar 1876 im Gebiet des Deutschen Reiches
  • Sperrfristen für Kirchenbücher und Standesämter in Deutschland, Österreich und Tschechien liegen bei Sterbefällen bei 30-40, bei Trauungen bei 75-80 und bei Geburten zwischen 100-120 Jahren.
  • Wenn man mit der Sütterlin Schrift nicht vertraut ist, kann man sich hier einlesen. Auch lassen sich mit Transkribus alte deutsche Schriften übersetzen, auch wenn die KI beeindruckend viel übersetzt, kommt diese bei dem einen oder anderen Gekritzel aber auch an ihre Grenzen.
  • Abweichende Schreibweisen sind nicht ungewöhnlich, eine Rechtschreibung gab es damals noch nicht
  • Früher wurde meistens im Wohnort der Braut geheiratet, entsprechendes Kirchenbuch verwenden.
  • Die nächste Generation ist meist nach 25 Jahren zu finden, was eine Orientierung gibt, wenn man einzeln durch die Kirchenbuchseiten blättern muss.
  • Alle Geburtseinträge der Kinder suchen und hoffen, dass man darüber unleserliche Details noch herausfinden kann. Teilweise haben auch die Schreiber gewechselt und noch die Großeltern notiert.
  • Aufpassen, dass man nicht versehentlich im evangelischen Kirchenbuch sucht, wenn die gesuchte Person katholisch ist oder umgekehrt.
  • Im Forum zur Ahnenforschung wurde mir sehr freundlich geholfen, wenn mal ein Abonnement fehlte oder ein Zusammenhang unklar war.

Vorgehen

Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten und zugehörige Orte

Das A und O der Ahnenforschung sind die Geburts-, Heirats- und Sterbedaten und ganz wichtig die dazugehörigen Orte. Gute Quellen dafür sind eigene Familienchroniken, handschriftlich Aufzeichnungen, Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunden der (Ur-)Großeltern. Einen Ahnen-Paß aus der Zeit des Deutschen Reiches enthält mehrere Generationen und hat in meinem Fall sogar die Seitenzahlen der Kirchenbücher referenziert, was den Einstieg sehr erleichtert.

Online-Bibliotheken

Für Geburten, Eheschließungen und Sterbedaten in Deutschland kann man in den Online-Bibliotheken von FamilySearch und Ancestry in ausgewählten Personenstandsregistern recherchieren..

Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit weniger restriktiven Suchanfragen mehr Erfolg hat, da z.B. bei Heiratseinträgen oder Geburtseinträgen von Kindern nicht immer Zweit- und Drittnamen der Eltern angegeben sind und Ortsangaben das Ergebnis manchmal zu sehr einschränken.

OFB und GEDBAS

Beim Verein für Computergenealogie können die Online Ortsfamilienbücher (OFB) oder die Forschungsergebnisse anderer Familienforscher in deren Datenbank GEDBAS hilfreich sein.

Matrikel

Wenn man mit den oben genannten Suchoptionen noch nicht fündig geworden ist, muss man über den Geburtsort das entsprechende Kirchenbuch suchen, was manchmal schon eine kleine Herausforderung sein kann. Da sehr kleine Orte in der zugehörigen Pfarrgemeinde mitverwaltet wurden, müssen diese zunächst ausfindig gemacht werden. Umgekehrt benötigt man bei größeren Städten nicht nur den Geburtsort, sondern auch die Adresse, um das zuständige Stadtpfarramt bzw. das zugehörige Standesamt des Stadtteils zu finden.

Hat man das zuständige Pfarrgemeinde oder Standesamt gefunden, habe ich mit folgender Vorgehensweise gute Erfahrungen gemacht:

  1. Den entsprechenden Index des Geburtsregisters öffnen und den Band (Tom.) und die Seite (Fol.) des gesuchten Vorfahren notieren. Hierbei ist zu beachten, dass die Indizes zwar alphabetisch sortiert sind, dann aber bei den einzelnen Buchstaben wieder chronologisch aufgelistet werden.
  2. Das zeitlich zugehörige Geburtsregister öffnen und den Geburtseintrag auf der notierten Seite (Fol.) suchen. Bei Einträgen aus dem 18. und 19. Jahrhundert finden sich in den katholischen Kirchenbüchern meist die Eltern, deren Beruf und Wohnort sowie teilweise die Großeltern. Auch die Hausnummer kann hilfreich sein, um weitere Geschwister und Mitbewohner zuzuordnen. Gelegentlich sind auch Datum und Ort der Eheschließung oder das Sterbedatum vermerkt.
  3. Früher wurde meist am Wohnort der Braut geheiratet, so dass über das entsprechende Index das entsprechende Kirchenbuch zu finden ist. Heiratseinträge sind besonders informativ, da sie Bräutigam, Braut, Alter und Eltern, Beruf und Wohnort enthalten können. Leider werden die Einträge immer kürzer, je weiter sie in der Vergangenheit liegen.
  4. Bei den Sterberegistern bin ich genauso vorgegangen wie bei den Geburtsregistern. Allerdings ist der Informationsgehalt zu den anderen Kirchenbüchern eher gering.
    Bei einigen hessischen Sterberegistern der Standesämter ist der Informationsgehalt jedoch sehr hoch, da dort neben dem Sterbedatum auch das Geburtsdatum, der Ort, die Eltern und teilweise sogar die Ehefrau mit Heiratsdatum zu finden sind. Wenn dann noch ein Kind als Anzeigender genannt wird, liegt ein Maximum an Informationen vor.