Ahnenforschung abgeschlossen

Durch das Auffinden weiterer Geburts- und Heiratsurkunden konnte ich die 110-jährige Sperrfrist der Geburtsregister überwinden und weitere Vorfahren nördlich von München und Oberbayern finden. Auf der Suche nach der Pfarrei von Hilgertshausen bin ich auf die Homepage von Josef Kiening gestoßen und habe dort über seine Haus-Chroniken viele weitere Informationen zu meinen Ahnen sowie eine gute Erklärung zur phonetischen Schreibweise von Namen gefunden.

Eine amtliche einheitliche Schreibweise der Familiennamen gibt es erst seit Einführung der Standesämter im Jahr 1876. Vorher konnte der Pfarrer oder Gerichtsschreiber die Leute nur fragen, wie sie heißen und aufschreiben, was er hörte. So entstanden unzählige Variationen des gleichen Namens.

Zu fragen, wie der Name geschrieben wurde, war zwecklos, wenn niemand seinen eigenen Namen schreiben konnte. Gesprochen wurde grundsätzlich Dialekt. Der Pfarrer oder Schreiber sprach unter Umständen einen anderen Dialekt als sein Klient. Schon ab mittlerem Alter hatten die Leute Zahnlücken und konnten deshalb kaum mehr deutlich sprechen.

https://www.genealogie-kiening.de/name.htm

Mit diesem Hinweis war es dann auch leicht, weitere Vorfahren mit dem Familiennamen Hermann zu finden, auch wenn diese mal mit „oe“, „ö“, „rr“ oder nur mit einem „n“ geschrieben wurden.

Damit hatte ich meine Ahnenforschung mütterlicher Seite eigentlich abgeschlossen, aber mein Onkel dritten Grades hat mir aus dem Archiv in Büdingen noch seine Unterlagen zukommen lassen, die den Stammbaum der Nanz aus Düdelsheim bis ins 16. Jahrhundert vervollständigt haben.

Auf der väterlichen Seite fehlten mir noch einige Sterbedaten, die mir vom Betreuer des Forschungsgebietes Bärn der Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e.V. zur Verfügung gestellt wurden, mit einem weiteren wichtigen Hinweis bezüglich des in den Matrikeln angegebenen Sterbealters:

Diese sind schlicht eine (grob) geschätzte Angabe und deren Korrektheit Schall und Rauch, eine Abweichung vom tatsächlichen Alter von bis zu +/- 5 Jahren normal, gerne auch mal bis zu +/- 10 Jahre. Das Lebensalter war früher nicht von Bedeutung und ein erheblicher Teil der Bevölkerung konnte weder lesen noch rechnen und kannte sein Lebensalter nicht, zumal der Namenstag in dieser Region wichtiger war als der Geburtstag. Wenn der Pfarrer jemanden begrub war der Matrikenschreiber auf die mündliche Angabe der Familie/Dorfbewohner bzgl. des Alters angewiesen. Es galt die Devise eine hohe Zahl bedeutet einfach ein hohes Alter. Um 1700 sind Fabelalter von > 100 Jahre keine Ausnahme. Selbst wenn der Matrikenschreiber versuchte das Alter in den Taufeinträgen zu recherchieren scheiterte er oft an der Redundanz von Daten. Namensgleiche Familienväter von 3-5 Haushalten im gleichen Zeitfenstern mit den immer gleichen Vornamen der Kinder in einem kleinen Dorf sind keine Seltenheit.

Mit diesem Tipp konnte ich mir auch die Abweichungen zwischen dem angegebenen Sterbealter in den Matrikeln und dem abweichenden rechnerischen Ergebnis erklären und die fehlenden und nun „passenden“ Daten in meinem Stammbaum bis ins 16. Jahrhunder ergänzen.

Für meine Vermutung, dass es sich bei Tobias Tatzel aus Niederhütte/Christdorf um den Vater von Andreas Tatzel aus Deutsch-Lodenitz handelt, gibt es außer der Namensübereinstimmung und einer rechnerischen Ungenauigkeit von 5 Jahren zwischen dem Taufdatum und dem angegebenen Sterbedatum von Andreas Tatzel keine weiteren Belege. Möglicherweise ließen sich in den Grundbüchern noch weitere Hinweise auf seine Abstammung finden. Hier scheint es aber so zu sein, dass Andreas und Tobias wenig begütert waren und vor 1712 kein Grundbesitz von ihnen nachweisbar ist. Die einzige Chance ist, dass die Eltern oder Geschwister von Tobias noch irgendwo Grundbesitzer waren und hier noch irgendwo Erbgeldzahlungen auftauchen. Die Quellenlage im Karlsberger Anteil der Herrschaft Sternberg ist für die Dörfer leider dürftig und für die beiden Städte Bärn und Hof eine mittlere Katastrophe hinsichtlich des erforderlichen Zeitaufwandes, da entweder schlecht (= Bärn) oder gar nicht (= Hof) durch ein Index erschlossen und jeweils mehrere hundert schlecht lesbare Seiten vorhanden sind. So muss man derzeit wohl auf den Kameraden Zufall hoffen oder einfach mit der Annahme leben, dass der Spitzenahnen zwar Tobias Tatzel ist, aber nicht zwingend aus Niederhütte/Christdorf stammt.

Ich habe meinen komplettierten Stammbaum beim Verein für Computergenealogie (CompGen) e. V. aktualisiert und damit meine Ahnenforschung fürs erste abgeschlossen, auch wenn man vermutlich nie ganz fertig sein wird.